Von Jean Paul an Emanuel. Bayreuth, 27. Juni 1809.
Brieftext
Lieber Emanuel! Ich bejammerte gestern sehr meine vom
Himmel verordnete Abwesenheit. Nachts schlief und am Morgen
schrieb ich wie ein Jüngling. — Wie kann Thieriot für solche
Miseren („ich streue den Spatzen Futter“) Postgeld
verschwenden!
Schreiben Sie ihm doch im Punkte der
alternierenden Heirath
gerade heraus, daß er ein Narr ist und daß Sie für
humoristische
Weiber nicht seinen Geschmack hätten. — Der
Brief an Seiffarth
ist scharf, witzig, trefflich; desto unverzeihlicher das Wort
„Ver-
ehrung“ — Treuergeben will ich nicht sehr rechnen. Warum
will denn der Mensch einen Brief voll Wahrheit immer mit
einer
Unwahrheit schließen. Oder verehren Sie wirklich einen Seif
farth? Ich habe daher seit Jahren am Ende der Briefe
nach
dem Lebewol — sogar an Fürsten — nichts gesagt (nicht
einmal
ich bin) als z. B. an Primas: „dieser Wunsch
wird vielleicht vom
Schicksale leichter erfüllt.
etc. etc. etc.
So mach’ ichs auch mit den Anreden. Hier ist auch der Wechsel
zum Verlängern. Den Teller wollt’ ich blos durch Kinder
nicht
schicken, darum blieb er solange zurück. Gute
Nacht, Lieber.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_111.html)