Von Jean Paul an Christian Otto. Bayreuth, 4. Oktober 1809.

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Brieftext

[ Bayreuth, 4. Okt. 1809 ]

Willst du, Lieber, so gut sein und mir die Theodizee schicken
und von den beiden — Jakobi und Müller — welchen du eben
nicht brauchst? — Die Daemmerungen stehen im Meßkatalog.
Langermann sage, daß ich die verlangten Sachen schon gefunden
habe. — Aus meinem Morgen-Übelbefinden 〈Maifrösteln〉 sah ich,
welches größere ich mir bei Dob[eneck] hätte ertrinken können.
Jenes verlängerte sich, weil ich dachte, ich könne nicht arbeiten,
und also keinen Wein trank. Endlich fing ich um 10½ Uhr meine
alte Lebensweise an — siehe da, alles war vorbei und Mittags aß
ich zum ersten male in dieser Woche mit Hunger — und kommt das
Gefühl der Gesundheit mit Flügeln herbei. Ich muß wirklich nur
mir folgen. Langermann, der gestern einen Magen, der mich
40 Jahre lange gesund gelassen, zu einem eben so alten Schwäch
ling machen wollte, war wirklich Sophist und inkonsequent und
widersprach sich und einem frühern Abend bei ihm. Sag’ ihm
meinen Abendgruß und drücke das Obige so aus: er habe ganze
Jahre lange Recht gehabt, nur nicht den 4 Oktober Nachts.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Berlin JP. Präsentat: Mitwoch, den 4 Okt. 9. 58,32 sich] danach gestr. überhaupt

Theodizee: wohl von Leibniz; vgl. 161, 15f.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_162.html)