Von Jean Paul an Christian Otto. Bayreuth, 7. November 1809.

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Brieftext

[ Bayreuth, 7. Nov. 1809 ]

Guten Morgen, Lieber! Es traf sich recht schön, daß ich durch
die Gefälligkeit Hagens der deinigen begegnen konnte. Dieser dra
matische Roman wird der Welt, besonders der weiblichen, mehr
gefallen als der epische höhere Meister. Kunst und Menschen
kenntnis etc. etc. ist viel darin; nur interess[iert] blos Ein Charakter,
Ottilie. Seite 207 unten und 208 ist empörend und so fast un
möglich. Meine C[aroline] wollte von da aufhören zu lesen; ihr
gefallen die Charaktere, deren „matte Verdorbenheit“ und das
Meiste wenig. — Wär’ er vollkommner: so hätt’ ich vielleicht
eine Rezension gewagt; so aber hätte ich nichts davon als ein
mal in Weimar den Anblick des aufgespreizten Gefieders an diesem
Jupiters Adler. Kannst du mir den 2ten Theil ohne deine oder
A[möne]’s Unbequemlichkeit auf den Nachmittag schicken: so wär’
es mir lieb. Doch thuts nicht so noth; gestern abends schickte Krause
mir den 1. Theil, heute abends will ers mit dem 2ten.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Berlin JP. Präsentat: Dienstag, den 7 Nov. 9. 65,7 Ein Charakter] aus Eine

Hagen: wahrscheinlich Georg Christian Hagen, Redakteur der Bayeuther Zeitung (vgl. Nr. 633). Der Schloßprediger Hagen befand sich 1809 nicht mehr in Bayreuth. Die empörende Stelle ist der Schluß des 11. Kapitels des 1. Teils. Vgl. Nr. 242.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_175.html)