Von Jean Paul an Emanuel. Bayreuth, 21. März 1809.

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Brieftext

[ Bayreuth, 21. März 1809 ]

Alter! Es ist sehr gut, daß ich besonders — so wie Ihre andern
Freunde — des Jahrs nur Einmal geboren werde; sonst würde sich
Ihr Döhlau bald auf Ihre Kosten zerschlagen. Wahrlich mir ist
allemal ordentlich bange vor Ihrem Übermaaß des Gebens. Den
Geschmack treffen Sie freilich treffend für 4 Sinne, 1) für den
Geschmack — es ist gut daß ich Johannes heisse — 2) den Geruch,
3) das Ohr und 4) den geistigen Sinn; denn von den Wein-Titeln
an bis zum Kantors-Briefchen strömt das über, was in andern
Gassen Bayreuths längst eingetrocknet ist. Wer lehrt Sie denn
in mein Amt greifen und so viel Mythologie wissen und ver
brauchen?

Aber herzlichen Dank, Geliebter! Ich will ihn heute abends
wiederholen, wenn ich Sie (nebst Otto) bei mir auf einen bloßen
Punsch sehe; wozu ich Sie bitte.


R.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: SBa. Adr.: Herrn Emanuel. Präsentat: 21 t Mart. 9. J: Denkw. 1, 211. B: IV. Abt., VI, Nr. 14.

Emanuel hatte J. P. zum Geburtstage einen Kanarienvogel, einen Rosenstock und vier Flaschen Wein — darunter eine Johannisberger — geschickt mit einem witzigen Brief im Namen des Vogels, der in der Kirche des Friedenspredigers den Kantor machen möchte.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_52.html)