Von Jean Paul an Friedrich Meier. Bayreuth, 22. Dezember 1811.
Brieftext
Das Jahr machte wie ein Fürst, erst bei dem Abschiede das größte
Geschenk. Sie haben nun den besten gemalten Steckbrief in Händen,
den man hinter mir nachschicken kann. Spazier’ ich einmal
durch
die Dresdner Gassen, wo Beschauer Ihres Bildes
wohnen: so ist
mein Gang ein Triumphzug für Sie. ... So gleichgültig mir
es
ist, ob jemand das Stückchen
organ[isierte] Erde, welches man mein
Gesicht nennt, nach meinem Tod außerhalb der
unorgan[isierten],
im Nachbild zu sehen bekommt: so wichtig ist mirs doch, daß man
davon nicht ein Zerrbild von desorganisiertem Erdklose vor
sich auf
jeder Seite aufrolle, die man von mir lieset. — gute
Kupferstiche
werden durch Holspiegel zu Marmorgestalten,
so wie darin alles[?]
Nachdunkeln der Farben in reine Lebensfärbung übergeht. —
...
Drilling nicht von Kindern, 〈Vater〉 nicht von Vätern
(im Buch
„Die Versuche und Hindernisse Karls“). Was
ich selber darin
gesagt, gefällt mir, ohne Eitelkeit zu reden, ausnehmend...
Es geh’
Ihrem treuen schönen heißen wilden Herzen wol, mein
Meier!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_583.html)