Von Jean Paul an Julie Christiane Wagner. Bayreuth, 19. September 1812.
Brieftext
Schon am Morgen nach dem Schwelg-Abende, wo ich und noch
8 die 9 Musen oder die 9 Aussätzigen im Evangelium vorgestellt
und Ihnen viel Vergnügen und zehn mal mehr Mühe gemacht,
wollt’ ich Ihnen schreiben, um das hier folgende Nessel-Tuch zu
begleiten, das aber Sie
tragen sollen, nicht Ihr Herr Gemahl.Das rechte Nessel tuch für ihn ist ein satirisches stechendes
Nesselblatt aus meinen Werken.
Letzterer empfängt mich immer mit einigen leisen
Donnerwettern
und zarten Haubitzen, wenn ich von
meiner Schuld für seine Mühe
rede. Ich wende mich daher an
das mildere Geschlecht und um
desto mehr an Sie, da ich ja
Ihnen täglich ⅔ Ihres Geschlechts
und nur ⅓ des meinigen in das Haus schicke.
Leben Sie wol und grüßen Sie Ihren Gatten von mir auch
mitten unter dem Brummen.
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_675.html)