Von Jean Paul an Christian Otto. Bayreuth, 22. Juli 1813.

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Brieftext

[ Bayreuth, 22. Juli (?) 1813 ]

An Otto, aber nicht abgeschickt.


Indem ich den Brief von Marianne erst ganz lese — denn vor
mittags las ich ihn nur halb und dieses Halbe fliegend — werd’
ich ganz fürchterlich entrüstet, so daß ich fast ein teuflisches Ironie
spiel im ganzen Briefwechsel finden könnte, wenn dasselbe nicht
wieder eine seltene Genialität voraus setzte. Aber ist es Recht,
daß du mir in so wichtigen Sachen nicht einmal ein Wort sagst?
— Ein Ende mach’ ich nun dem Schreiben; denn auch als Ihr [!]
Ernst muß der Unsinn geendigt werden.


Eben bekomm’ ich dein Blättchen. Im zweiten Durchlesen zum
rothen Unterstreichen der unsittlichen oder ironischen Stellen bin ich
sehr wild geworden, ich der ich in der ganzen Sache mit reinstem
menschenfreundlichstem Herzen und vorsichtigstem Verstande han
delte. Lies doch das Rothe, womit ich die Ironie bezeichnete, noch
einmal. Aber schreiben kann ich nicht ohne Antwort auf meinen
vorgestrigen Brief.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Berlin JP. 337,30 fürchterlich] nachtr. 338,3 als Ihr] aus der

Nr. 779 und 780 datiert in der Annahme, daß der „vorgestrige Brief“ (338, 11) Nr. 778 ist, die 3 Briefe (Nr. 779, 337, 22) also Nr. 759, 767, 778 sind. Der Inhalt des Jean Paul so empörenden Briefs ist aus Försters Bericht nicht zu ersehen; vgl. aber zu Nr. 790.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_780.html)