Von Jean Paul an Emanuel. Bayreuth, 28. Januar 1814.
Brieftext
Guten Morgen!
Dank, alter Emanuel, für den Teufels Schattenriß. Gegen
die Aechtheit ließe sich viel, über
sie unendlich mehr schreiben. Die
meisten Reden Napoleons sind treu nachkomponiert; nur der Ge
sandte spricht zu kühn. Aber auch
bei jenen ist das Geständnis über
die Erwürgung der vorigen
Kaiserin sehr unwahrscheinlich, so wie
der Befehl zur Entwaffnung eines Gesandten. — Gleich wol
nur
so erdichten zu können — setzt eine gräßliche
Möglichkeit voraus.
Jetzo erst in der Freiheit spür’ ich die
alte dicke Kerkerluft, wie ein
Gefangner diese erst im
Freien mit dem völligen Ekel empfindet. —
Das Fürchterliche in
der ganzen Unterredung ist das Wahre, daß
Napoleon wirklich von der Güte seiner Maaßregeln und
Absichten
wie von dem Gewichte seines Kronenkopfes
überzeugt ist. Bei einer
solchen Überzeugung und bei einem
solchen korsischen Temperament
gibt es für einen Eroberer keinen Gottes Acker der
Völker, der zu
groß wäre.
Ich möchte den Ort des französischen Originals wissen.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_828.html)