Von Jean Paul an Philipp Konrad Marheineke. Bayreuth, 5. Oktober 1805.
Brieftext
Wer den ersten Posttag versäumt, kann gewiß fürchten, daß es
ihm mit dem sechsten auch so gehen werde — wie mir. Hier
endlich
sende ich Ihnen Ihre Auslage, an deren 8 fl. 38 kr.
ich Ihnen schon
in Erlangen 2 rtl. pr. zurückgezahlt — und den
Anfang Hamans zu.
Ich kann dieses Schoß- und Busens- und Herzenskind nicht
länger
entrathen, als bis Sie und unsere Freunde es zweimal
gelesen.
Dann fliege es mir wieder zu. So oft ich gar nicht
lesen will, sondern
nur denken oder geniessen: so les’ ich Haman. — Da ich eben Ein
quartierung auf meinem Schreib-Kanapee habe — nämlich 2
Kinder
und 1 Hund — so muß ich unordentlich und kurz zugleich
schreiben.
Wenn Sie Herrn Wendel in meinem Namen danken: so
bitten Sie
auch um ein geliehenes, unfrankiertes Exemplar vom
Verkündiger,
dessen Fülle und Wechsel mich immer so sehr erquickten. Grüßen
Sie
recht den liberalen geist- und kenntnißreichen Ammon,
dessen Person
mich zu seinen Werken führt, wie sonst umgekehrt, und
den liebens
würdigen wackern Le Pique und
den Ex-Schelling Mehmel. Ich
danke für alle vereinigte Liebe, wozu auch die Ihrige gehört,
freund
licher Prediger der
Freundlichkeit.
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_149.html)