Von Jean Paul an Thomas Beddoes. Bayreuth, 21. März 1806.

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Brieftext

Kopie
[ Bayreuth, 21. März 1806 ]

— Hätte Ihr Brief auch nicht den Werth seines Inhalts und
seines Verfassers: so würde er mir doch schon, wie jedem alles Erste —
die erste Liebe, der Morgen, der Frühling, die Erstgeburt — die
größte Freude gewährt haben. — Unendlich angenehm ist es mir,
wenn ich von dem großen Kapital des Vergnügens, das ich den eng
lischen Schriftstellern schuldig bin, einige Zinsen an Sie abgetragen
habe. Ihr Sterne und Swift — dieses Zwillingsgestirn des Humors
— waren meine wegweisenden Sterne, und Shakespeare — die
magna charta des Theaters für Deutsch[land] — anfangs mein
Geliebter, dann mein Gott. Den Deutschen ist Homer der erste
Dichter, Shakespeare der 2te. — — Nur Ihrer Nazion bin [ich]
faßlich und verwandt (wie der Sachse dem Angelsachsen) — herrliche
Insel, Solitaire der Freiheit in Wasser gefaßt — Apoll ist ja der
Gott der Dichter und der Aerzte. — Ein Buch, das einer leichten
Übersetzung fähig ist, ist keiner würdig.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 5. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1961.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K (nach Nr. 206): Beddoes 21 März. i: Wahrheit 7,85× (21. März 1805). B: IV. Abt., V, Nr. 84. 84,24 gewährt] aus gemacht

Beddoes — wahrscheinlich der vielseitig, auch dichterisch tätige Mediziner Thomas B. (1760—1818) — hatte die Absicht geäußert, Jean Paul in England bekannt zu machen.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_205.html)