Von Jean Paul an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 17. Oktober 1806.

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Brieftext

Bayreuth d. 17 Okt. 1806

So oft man auch getäuscht wird, so glaubt man doch lieber, ein
Freund schweige aus Tollheit, Dummheit, Qual, Krankheit, Ver
storbenheit, als blos darum, weil er eben nicht schreiben mag; —
und doch ist letzteres gewöhnlich der Grund. Auch bei Ihnen fing ich
zuerst bei den zwei ersten Gründen an, bevor ich den letzten erfuhr. —
Ihr Rosen-Humor ist schön und beweiset, wie leicht Ihnen der
Krieg zu ertragen fällt, der hier durchzieht. Bei uns sperrte er die
Posten und machte die Briefe auf; desto verständiger von Ihnen,
daß Sie aus Ihrem letzten — weil Sie die Umstände erriethen —
alles Politische ausschlossen, so wie aus allen, die Sie schreiben.
Da man jetzt nie weiß, wenn Krieg wird während des Briefganges,
so ist ein geistiger Sphinkter besser als jeder körperliche. — Meine
Erziehungslehre kommt diese Messe. In Wilmans Almanach für
Freundschaft etc. stehen Miszellen von mir. Nächstens ein längeres
Briefchen. Der ich bin

Richter

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 5. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1961.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Berlin Varnh. 213 (derzeit BJK). 1 S. 4°. J: Denkw. 1,473 (16. Okt.). A: IV. Abt., V, Nr. 110. 107,26 Tollheit] davor gestr. Zor[n] 29 zuerst] aus lieber Gründen] aus Urs[achen] 34 allen] aus den übrigen schreiben] aus noch geschrieben 108,4 f. ein längeres Briefchen] aus einen längern Brief

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_251.html)