Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 30. Juni 1807.
Brieftext
Ich danke Ihnen herzlich, lieber Cotta, für die
verbindliche
Nachsicht, womit Sie mein vielleicht
rechtzeitiges Einkassieren
(denn v.
Sch. wurde wenig Tage darauf gefangen nach Mainz ge
bracht) aufgenommen. Aber die Annahme Ihrer
gütigen Erlaubnis,
dieß öfters zu wiederholen, wäre ein
Misbrauch derselben.
In meinen Springbrief eines Nachtwandlers hat leider der
Zensor durch Streichen der unschuldigsten und vielleicht
besten
Stellen etwas Plattheit und Unsinn gebracht.
Gibt uns der Friede
nicht die Freiheit zurück, so kann man ja
am Ende keine Satire mehr
machen als auf Leute, die gehangen
sind. Ich wünschte, Sie schrieben
mir den Namen des Zensors.
Bei allen meinen künftigen
Aufsätzen muß
ich nun die Bedingung machen, daß ich sie,
so
oft der Zensor darin eine Lücke gräbt, wieder zurückerhalte, um
diese wenigstens mit etwas anderem zu füllen.
Gegenwärtiger ernster Aufsatz gehört für das Taschenbuch und
im Nothfall — käm’ er zu spät — für das Morgenblatt. Mög’
er
ihnen [!] lieb
sein!
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_372.html)