Von Jean Paul an Ludwig Christian von Oertel. Bayreuth, 22. November 1807.

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Brieftext

Kopie
[ Bayreuth, 22. Nov. 1807 ]

Obgleich mein Herz um einen Menschen der schönern Vergangen
heit ärmer geworden; so gönn’ ich doch unserm Bruder die Ruhe, die
tiefe Ruhe in dieser Zeit voll[ends], in der man das Leben nur wün
schen kann, wenn man in das nächste eingreifen und der Nachwelt
eine bessere geben kann. — Sein Leben [war] mehr eine Wiege —
wiewol oft stark bewegt — als ein rädernder Postkarren, worauf jetzt
Millionen sitzen. Er genoß Ehre, Liebe, Kunst, Welt und Einsamkeit;
wovon die meisten das Meiste opfern müssen. — Liebes-, Haß-Trank

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 5. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1961.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: Oertel in Regenspurg 22 Nov. i: Wahrheit 7,107×. B 1: IV. Abt., V, Nr. 141. B 2: IV. Abt., V, Nr. 143. A: IV. Abt., V, Nr. 160.

Ludwig hatte in B 2 den am 27. Okt. in geistiger Umnachtung erfolgten Tod seines Bruders Friedrich gemeldet. In B 1 hatte er sich gegen den von seiner Schwägerin gehegten Verdacht gewandt, daß Friedrichs Krankheit auf Vergiftung (durch ein Aphrodisiakum?) beruhe; darauf beziehen sich vielleicht die letzten Worte von K. Nach A gab Jean Paul in diesem Briefe noch einem ihm in B 2 mitgeteilten Epigramm Ludwigs „Cato II.“ seinen Beifall und meinte, daß diese Art von Einfällen für das Morgenblatt geeignet sei; vgl. 209 , 7–10 .

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_431.html)