Von Jean Paul an Emanuel. Bayreuth, 24. Juni 1808.

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Brieftext

[ Bayreuth, 24. Juni 1808 ]

Guten Morgen, guter Emanuel! Zwei Seltenheiten kann ich
Ihnen darbringen, das weniger abgebrochne als abgebrauchte
Federmesser, womit ich alle Federn von den Mumien an bis zum
Titan geschnitten — solche Federmesser sind nicht überall zu haben;
und ein Fläschchen von der Dinte, womit ich die Friedens-Predigt
geschrieben; auch solche Dinte ist jetzt seltner als Dintenwein und
Menschenblut.


In diesem Jahre thut man alle Wünsche beklommener; und man
möchte dasselbe hinter sich haben und gleich 1809 zählen. Geh’ es
Ihnen sanft vorüber und beraube die Seele nicht, die so viele be
schenkt! Geh’ es beglückend vorüber! —


Richter

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 5. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1961.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

J: Denkw. 1,201. Vollständig nach H gedruckt IV. Abt., V, Anhang Nr. 48.

Darunter, jedenfalls von Emanuels Hand: „Nebst einem grünen Federmesser und einem vollen Dintenfläschchen.“ Emanuels Geburtstag (29. Siwan) fiel in diesem Jahr auf den 24. Juni. Vom gleichen Tag auch ein Glück wunschbillett Karolinens.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_539.html)