Von Jean Paul an Karl Theodor Reichsfreiherr von Dalberg. Bayreuth, 1. Oktober 1808.
Brieftext
Die beiliegende Zueignung soll die Verehrung ausdrücken, welche
für Ew. [Hoheit]
ich mit dem gelehrten und dem ungelehrten
Deutschland, mit Ihrem lesenden und Ihrem regierten
Publikum
theile und welche einem Haupte gebührt, um dessen
Fürstenkrone
sich der Musen-Lorbeer legt. Die nur geschriebne Zueignung kann
erst durch Ihre Erlaubnis sich zu einer gedruckten erheben vor einer
zweiten
Auflage. Vielleicht sollte überhaupt nur zweiten Auflagen
(gleichsam den Silberhochzeiten mit dem Leser) die Ehre des Zu
eignens beschieden sein.
Jeder Dichter fand bisher seinen Fürst; zwei Dichter ausge
nommen, der erste ist der, welcher keinen
Fürsten bedarf, weil er
einer ist; der zweite bin ich, der
sich an den ersten mit Wünschen
wendet, deren Verzeihung ihm
so wichtig sein muß als deren Er
füllung.
Möge Er, der Seine Blumen und Gaben wie Blicke so weit um
herwirft und mit dessen Hand das Schicksal so viele
Kriegs-Wunden
verschließt und sie zu Ehren-Narben ausheilt,
diese Annäherung eines
alten Lesers genehmigen und den Wunsch
vergeben, unter seine
Landeskinder gerechnet zu werden, damit
er auch den Krieg ver
schmerze.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_575.html)