Von Jean Paul an Luise Ahrends. Leipzig, 8. August 1798.
Brieftext
In dieser Minute der Anrede seh’ ich Sie wie in einem Spiegel
zimmer an mehreren Orten zugleich, weich
bewegt an Ihrem Klavier
— gebükt und fütternd vor ihrer
jungen Fasanerie, und mich seh’
ich oben am Fenster, aus
welchem mein inniger Morgengrus nicht so
weit herunter hat als
aus dieser Stube. [Es thut] wohl, von der
Liebe
zu nichts zu reisen als zur Liebe. Möchte jede Stunde
eine Blumen
göttin für Sie sein. Aber sie sol Ihnen
keine Blumen geben, die auf
Gräbern wachsen. In Ihren
lachenden Jahren d[ürfen] die Gräber
nur Stufen sein, um höher zu steigen,
nicht schon Ruhebänke, um
sich darauf
zu sezen.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_115.html)