Von Jean Paul an Marianne Elisabeth Hänel. Weimar, 1. November 1798.

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Brieftext

Kopie
[ Weimar, 1. Nov. 1798 ]

Das Schiksal hat seine Schleier und Nebel über die flüchtige Eden
zeit gedekt und mir ist als läg’ alles schon weit in die Vergangenheit
hinein. Ich mag mit dem breiten Gemälde meines Friedens nicht in
dein erkältetes beraubtes Leben treten. Die Dichtkunst schliesse dein
wundes Herz oder wieg’ es doch sanft.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K (nach Nr. 147): Hähnel 1 Nov. A: IV. Abt., III.1, Nr. EB 54?

Vgl. 34, 16 , 36, 9 , 62, 28 , 91, 18 . Marianne Elisabeth Hänel, geb. 14. März1763 — also fast gleichzeitig mit Jean Paul — in Leipzig als Tochter desLandes-Akzis-Obereinnehmers Johann Wilhelm Obermann, gest. 16. April1805 daselbst, seit 31. Jan. 1785 Gattin des Leipziger Großkaufmanns,Senators und Stadthauptmanns Chr. Friedrich Hänel (1743—1828),Mutter des bedeutenden Rechtshistorikers Gustav Friedrich Hänel (1787bis 1836) und Großmutter des Politikers Albert Hänel (1833—1918), einegeistig hochstehende, auch dichterisch begabte Frau, zu deren Freundenu. a. Mahlmann und J. D. von Heß (Verf. der „Durchflüge durch Deutschland“) gehörten. Von ihr sind zweifellos drei mit E. H. bzw. Elisabeth H.unterzeichnete Briefe an Jean Paul (Berlin JP), außerdem aber allerWahrscheinlichkeit nach mehrere schon 1920 nicht mehr auffindbare,mit Marianne unterzeichnete, die Nerrlich in seiner Biographie Jean Pauls(1889), S. 321, erwähnt und z. T. auch in der Wissenschaftlichen Beilagezum Programm des Askanischen Gymnasiums zu Berlin, Ostern 1889, S. 13,anführt, und die im Katalog des Jean Paulschen Nachlasses in der Berliner Staatsbibliothek irrig als Briefe von Marianne la Carrier in Leipzig,1798—99, angegeben sind. (Der Irrtum ist vermutlich darauf zurückzuführen, daß in einem Brief der Gräfin Schlabrendorff an Jean Paul vom5. Okt. 1800 eine Marianne la Carrier als Freundin der Berlepsch erwähntwird.) Aus den erhaltenen Briefen ergibt sich, daß sie sich in ihrer Ehe tiefunglücklich fühlte und in Jean Paul, den sie meist duzt, leidenschaftlichverliebt war. Sie ist die „zu warme Freundin auf dem Lande“ 86, 2 f. u. 99, 22 (sie wohnte im Sommer in Lindenau). Auf sie bezieht sich die Bemerkung 113, 20 –22 und wohl auch 95, 10 . Der vorliegende Brief wurde durchFrau Feind bestellt (s. 112, 1 f.), wie auch die meisten späteren.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_146.html)