Von Jean Paul an Emanuel. Weimar, 12. November 1798.
Brieftext
Mein sprachloser Emanuel! Ich ruhe, wenn nicht im Schoosse
Abrahams, doch im Erblande seiner Kinder, in Kanaan. Was der
Stand — von den 2 Herzoginnen an — und die Freundschaft —
von
Herder an — und die Verhältnisse — vom Theater und meinem
Zim
mer an — dem beweglichen Leben frohes
geben können: das hab’ ich
alles. Was wil ich nun mehr
als den Frühling und eine Reise ins —
Vaterland?
In diesem Vaterland sizt aber ein Man — ein Pythagoräer — ein
Karthäuser —, der nicht spricht aus Hartnäckigkeit, was er
nicht solte,
da er mehr Zeit hat als ich: Sie müsten ihn bekehren, wenn
Sie es
nicht — selber wären.
Ach ich fange sehr heiter bei einem beklommenen Herzen einen
Brief an, der meinen unglüklichen Bruder betrift ..................
Das Schiksal zieht sein Nez um den Verlornen immer enger und
wird
ihn wahrscheinlich opfern, wie jezt einen
Welttheil. — Warlich einer
der das Leben achtete, hätte neben den Blutbädern des
Jahrhunderts
das trübste.
Recht herzliche Grüsse an Schäfer und Elrod und an Ihren Bruder.
Leben Sie froh, mein Geliebter! Ich habe Herder eine frohe Stunde
durch Ihr Bild gegeben!
Meine Adresse: bei H. Kienhold.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_152.html)