Von Jean Paul an Amöne Herold. Weimar, 30. November 1798.

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Brieftext

Weimar d. 30 [?] Nov. 98.

Ein kurzer Brief ist doch auch einer, ich kan nicht allemal über meine
Sehnsucht herschen und mus sie durch meine Worte stillen. Warum
schweigen Sie? — Sie könten mir so viel aus Ihrem Innern, aus
seinen Epochen erzählen — denn meine Bücher sind Briefe und meine
Zeit ein Nichts — Sie könten mir sogar Ihr Tagebuch schicken, oder
doch exzerpieren — aber Sie passen. Wie geht es mit Ihrem Engli
schen?

Berechnete ich mehr mein Vergnügen als meine Pflicht: warlich so
würd’ ich mehr Briefe als Bücher schreiben. — Gute, theuere, un
vergesliche Amöne! dem Raubgeier deiner stillen Freuden sind gewis
bisher die Federn ausgefallen, das hoft mein Herz. Komme bald zu
mir und sprich lange und vergieb dem Stummen! O wenn am Ge
burtstage unsers Otto Ihre und seine Thränen sinken und ihr an euere
Herzen: so ist meines erinnernd und wünschend auch bei Euch!

Ihr alter Freund R.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: Amöne 30. J 1: Morgenblatt, 7. Aug. 1829, Nr. 188 (15. Nov.).*J 2: Otto 4,268 (15. Nov.). 123,27 aber bis Englischen?] fehlt J 1 29warlich] fehlt J 1

Das Datum von J 1 und J 2 stimmt schwerlich; jedenfalls wurde der Brieferst am 30. Nov. beendigt.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_162.html)