Von Jean Paul an Ernestine Friederike von Beck. Weimar, 30. Oktober 1799.

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Brieftext

Kopie
[ Weimar, 30. Okt. 1799 ]

— [Die Präsident Herders] haben sie [Auguste] in ihre 6 Arme
[auf 1 Jahr] genommen. — Daß ein Haus vol lauter weiblicher
Seelen zwar die Vorzüge aber auch die Fehler des Geschlechtes stärker
bekomme, daß die Richtung nach meinem Geschlecht in einer Pension
früher anfange als in einer Familie. Ein Man mus unter ihnen als
stärkende Eisenkur sein — ihr Herz hat nicht Shawls genug um, ihre
Seele wohnt vorn auf der Zungenspize — das weibliche Zeremonial
gesez für die Menge; aber ein edleres Gemüth darf sich stolz über Ge
seze erheben, die nur immer ein unedles voraussezen.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K (nach Nr. 336): Bek. 30 Okt. B: IV. Abt., III.2, Nr. 262. A: IV. Abt., III.2, Nr. 270. Der ersteSatz ist aus A ergänzt. 344,26 Shawls] aus Shals 28 f. Geseze] aus einGesez

Ernestine Friederike von Beck, geb. von Feuchtersleben (1758 bis1812), Karolinens Halbschwester, Witwe des am 17. April 1799 verst.Konsistorialpräsidenten Ernst Friedrich Karl von Beck, zeigt sich in ihrenacht erhaltenen Briefen an J. P. als eine zutrauliche, muntere Person, die,im Gegensatz zu den andern Verwandten, Karolinens Verbindung mit demDichter begünstigte und den Briefwechsel vermittelte. Diesem Brief JeanPauls lag einer von Karoline Herder an Ernestine bei. Die sechs Arme sind die Herders, seiner Frau und der Tochter Luise. Gegen weiblichePensionen spricht sich Jean Paul auch in der Levana, § 91, aus (I. Abt.,XII, 240).

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_334.html)