Von Jean Paul an Paul Emile Thieriot. Weimar, 7. März 1800.
Brieftext
Mein guter Aemilius! Ich hätt’ Ihnen das Post- und Lesegeld er
sparen können, da ich das Buch später
von Jena bekommen, das blos
aus Leerheit, Widrigkeit und Wiederholung besteht. Lesen Sie
doch vor
meinem Clavis
Schad. — Sein System wil kein
transsz. Egoismus
sein, weil sonst die Moralität zerstiebt; aber konsequent mus man es,
wie ich gethan,
hinauffolgern. Das Übrige was Sie nennen, ist er
bärmliche verwirrende Ackommodazion, die 2lei Sin hat, den des Verf.,
und den
des unfichtischen Lesers. Ich habe dagegen einige nöthige
Worte in der Vorrede gesagt; wie ich denn überhaupt nun alle
befiederten Krallen dieser Schule gegen mich aufgerufen
haben
werde und wenig schonte, weil ich wuste, ich werde
nicht geschont.
Ihr Extrakt aus Müller ist sehr gut. — Ich schrieb Ihnen härter
als mein Herz war; aber Sie werden mir einmal danken.
Ehrgeiz sol
der Jüngling haben — Eitelkeit ist schon
zweideutiger —; aber das
Edlere mus nicht das Kind sondern
der Vater des Ehrgeizes sein. Kurz
es ist schlim — wofür oft
einer nichts kan —, wenn einer alle herliche
Zustände der Menschheit und Jugend früher in Büchern
findet und
hinterher in sich und dadurch sie schon besonnen
ausbälgt.
— Leben Sie wohl, Guter! Ihr Herz ist schuldlos. — Schreiben
[Sie] bald und unbeschreiblich viel. — Im
Mai zu Ende bin ich bei
meiner Seele! in Leipzig.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_414.html)