Von Jean Paul an Caroline Herder. Weimar, 18. März 1800.
Brieftext
Gute Mutter! So sucht die Natur die Sünden des Abendes heim.
Mein unbändiges Feuer strafte mich mit erstickendem Husten, Folter
träumen und einem kranken Tag. Gott gebe,
daß es unserem Geliebten
nichts geschadet; diese zweite Strafe wäre zu hart.
Beruhigen Sie mich
darüber. — Majer mit seinen
unausstehlichen altäglichen Kreuz und
Queerzügen, worüber ich wieder unsern Herder nicht vernehme, sezt
alles,
wenigstens mich in Flammen. So bekomt man stat 10 schöner
Gespräche eines — den Wein in umgekehrtem Verhältnis — die
weibliche Welt hat nur den Schlaf davon und wir verlieren ihn — ich
begehe Fehler gegen den geliebtesten Menschen — und diesem
schadet
nach den Tags Anstrengungen das späte Feuer
— kurz es ist sündlich.
— Aber von meinem neuen Jahre an
bitt’ ich Sie, jedes mal wo ich an
die Verirrung wieder komme,
mir blos ein Chiffre Wort zu sagen,
z. B. besehen Sie sich; und wie meiner Oberkonsulesse werd’ ich
Ihnen, das betheuer’ ich, auf der Stelle gehorchen und die
Einwürfe
aufsparen. Es ist Ernst. —
Ich habe keine Briefe bekommen. Mein guter Genius hies mich die
Reise verschieben. Ich stehe nicht dafür, daß sie nicht gar bis — Weimar
kommen. Leben Sie gesund und vergeben Sie einem armen
matten
Schelm. —
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_422.html)