Von Jean Paul an Luise Theodora Emilie Herder. Weimar, 22. April 1800.

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Brieftext

Kopie
[ Weimar, 22. April 1800

Ich spintis[ierte] den ganzen Morgen, wie ich meine Freude aus
drücken sol; ich dürfte, glaubt’ ich, nicht zu meiner Rathgeberin meine
Zuflucht nehmen, zu unserer Mutter. Endlich kam ein guter Geist zu mir
— er sah wie dies[er] aus — und hielt mir meine Sünden in Ihrem
vorigen Jahr vor. Da ich Ihre Hand so oft geküsset habe: so wil ich
sie gegen mich decken und verpanzern mit seidnen Armschienen. Hinter
dieser Fortifikazion erwarten Sie gelassen den Feind und lassen ihn
machen was er wil. Ich hoffe der besagte gute Geist wird mir aus
demselben Grunde nach einem Jahr rathen, Ihnen einen Schleier zu
schicken und ich wil das Meinige vorher thun. Mit tausend Wünschen
seh’ ich Sie in Ihrem jungen Leben weiter gehen, über dem noch der
Morgenstern stat der drückenden Sonne steht und um das noch Mai
blumen stat der Herbstblumen wachsen. Mögen Ihre Lebenstage sich
immer reicher und schöner entwickeln.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: 22 Apr. Luis. Herd. 322,32 Hinter] aus In 323,1 demselben] aus ebendiesem [?]

Mit einem Paar Handschuhe zu Luisens Geburtstag (23. April). 322, 30 Auf dem Briefbogen war vermutlich ein Engel abgebildet, vgl. Nr. 451.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_448.html)