Von Jean Paul an Caroline Herder. Weimar, Juli 1800.

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Brieftext

[ Weimar, Juli 1800 ]

Das Projekt der guten Kalb ist so unbestimt und der französische
Aufsaz so vol Sprachfehler, daß sie wahrscheinlich keinen Genus davon
haben wird als den der Hofnung. Geben Sie sich keine lange Mühe mit
dem Abrathen des Erziehens — die Zöglinge werden fehlen.

Caroline — von der ich mich zwar für die Welt geschieden, deren
edle Seele aber mit mir in der alten innern Verbindung der Briefe
zusammenleben wil — sagt und erlaubt mir, ihr Wachsbild, gegen
dessen Austauschung ich unserem Herder das Pastelgemälde gegeben,
von Ihnen zu erbitten und es ewig zu behalten. Sie brauchen es aber
nicht gerade in dieser Minute mitzugeben. — Da ich einmal im Trauer
zimmer bin: so wil ich Ihnen auch gar den Schmerz bekennen, der mir
Weimar so verödet — o womit hab’ ich es verdient, daß Ihr Herder
sein grosses Herz von mir wenden wil? — Ich bin unschuldig; aber
meines wird ewig, ewig an ihm hängen. — Leben Sie wohl!

Richter

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Goethe- u. Schiller-Archiv. 1 S. 4°. J: Herders Nachlaß Nr. 33(Aug. 1800). A: IV. Abt., III.1, Nr. 411. 354,15 ihr] aus das 21 wenden] aus abwenden

Charlotte von Kalb wollte eine Erziehungsanstalt für junge Mädchenerrichten, vgl. Nr. 529 und Schillers ebenfalls abratenden Brief an sie vom 25. Juli 1800. 354, 13 —18 Vgl. zu Nr. 483. — Karoline Herder übersendetmit A die Wachsbüste und hofft auf baldige Aussöhnung mit ihremMann, wenn Jean Paul selber dieser nicht ausweiche. (Vgl. 376,12 —16 .)

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_489.html)