Von Jean Paul an Caroline Herder. Weimar, Juli 1800.
Brieftext
Das Projekt der guten Kalb ist so unbestimt und der
französische
Aufsaz so vol Sprachfehler, daß sie wahrscheinlich keinen
Genus davon
haben wird als den der Hofnung. Geben Sie
sich keine lange Mühe mit
dem Abrathen des Erziehens — die
Zöglinge werden fehlen.
Caroline — von der ich mich zwar für die Welt geschieden,
deren
edle Seele aber mit mir in der alten innern Verbindung der
Briefe
zusammenleben wil — sagt und erlaubt mir, ihr
Wachsbild, gegen
dessen Austauschung ich unserem Herder das Pastelgemälde gegeben,
von Ihnen zu erbitten und es ewig zu behalten. Sie brauchen
es aber
nicht gerade in dieser Minute mitzugeben. — Da ich
einmal im Trauer
zimmer bin: so wil ich
Ihnen auch gar den Schmerz bekennen, der mir
Weimar so verödet — o womit hab’ ich es verdient, daß Ihr
Herder
sein grosses Herz von mir wenden wil? — Ich bin
unschuldig; aber
meines wird ewig, ewig an ihm hängen. —
Leben Sie wohl!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_489.html)