Von Jean Paul an Carl Christian Rolsch (Roltsch). Hof, 14. Juli 1794.
Brieftext
Die meisten Menschen bleiben so eckig und fleckig als sie sind, weil
sie sich auf einmal ausflicken und aufbauen wollen. Aus dem
Marmor
schäälet man die schöne Statue durch Millionen Schläge
heraus und
doch wil der Mensch seiner mit Wust umklebten
Seele mit einem
einzigen Schlage die schöne Gestalt anzaubern
und sich in 1 Stunde
bessern, da er sich kaum in 1 verschlimmern
kan. Jätet der Mensch nur
jeden Monat einen Fehler aus, so
braucht er nicht viele Jahre, um ein
Mensch zu werden, und noch
ein Paar dazu, um ein Engel zu werden. —
Ich wünsche,
daß Sie mit Ihrem Purpursak um Ihre Hausthür
flankieren, nicht
um mir den Bart sondern die Fanny abzunehmen —
und daß Sie nicht war reden sondern
wahr — und daß Sie auf der
Himmels
Leiter des Lernens immer von einer Sprosse auf die andere
klettern.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_10.html)