Von Jean Paul an Emanuel. Hof, 7. Mai 1795.
Brieftext
Mein lieber Emanuel,
Dieses eilige Briefgen thut nur eine kleine Frage — ausser der, ob
Sie die Hundsposttage bekommen haben —;
und diese ist: ob ich eine
andere thun darf an Schäfer? —
Sie wissen, daß eine Studierstube nichts ist als ein Kaufladen vol
Manuskripte und daß der Autor darin steht und mit seinen
Laden
kunden, den Verlegern, handelt,
zankt, schreiet und so fort — — Dazu
taugt nun niemand weniger
als ich; zumal da man bei diesem merkantili
schen Hochamte seine Waare (d. h. am Ende seine Person)
vorrühmen
mus. Daher bin ich auf der einen Seite allemal um
etliche 100 fl. zu
kurz gekommen; auf der andern hab’ ich
allemal durch Gelehrte — z. B.
bei den Mumien durch den seel. Hofrath Moriz in Berlin — meine
merkantilische Wenigkeit und Nichtsheit repräsentieren lassen.
Dies
mal möcht ichs bei einem
kleinen Werkgen nun wieder und zwar bei dem
bayreuther Buchhändler. Würd’ es also den H. Schäfer nicht
kompro
mittieren, ein solcher litterarischer Chargé d’affaires zu sein; und wär’
es
nicht zu kühn, den jungen blühenden Sprösling unserer Freundschaft
schon mit einer Last zu behängen: so würd’ ich ihm die Bitte
und das
Buch schicken. Und an Sie thu’ ich die, mir
meine Frage bald aufzulösen.
Leben Sie wol, mein Lieber, und
vergeben Sie diesen in der Eile und im
Arbeitshause gemachten
blos merkantilischen Brief
Freund
Richter.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_107.html)