Von Jean Paul an Christian Otto. Hof, 16. September 1795.

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Brieftext

[ Hof, 16. Sept. 1795. Mittwoch]

Wir gehen also abends hinab: ich komme nach. Ich habe jezt kaum
Zeit, zu niesen: so sezt mir der Berliner zu. Denn die Dornenstücke
— eine närrische Biographie in meiner Manier — müssen fertig ge
färbt werden. — Warlich ich erschrak, als ich bei der Zurükkehr vom
Spaziergang, den mir immer ein Unheil versalzt, das Paquet erblikte;
und als ich zuerst nach deinen Lebenslinien sah, nahm der Schrecken zu. —
Dein Urtheil ist mir deswegen lieb, weil ich jezt mit mehr Muth ans
Übrige gehe. Mein Mistrauen kömt, ausser noch von der Unähnlich
keit des Buchs mit Hesperus und Fixlein, auch vom Kapitalroman
her, dessen Szenen und Karaktere — wenigstens 10 ganz neue K. sind
darin — ich immer mit den jezigen vergleiche. Ich habe überhaupt um
mich her, kein Urtheil, das ich meinem entgegensezen kan, als deines,
da die andern H. Leser und Dlles Leserinnen samt und sonders zum Er
barmen loben und tadeln. Wornach ich und du am wenigsten fragen,
das loben sie; und umgekehrt. — Ich danke dir für deine neue und
prompte Mühe.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Berlin JP. Präsentat: den 16 Sept. 95. J 1: Otto 1,270. J 2: Wahrheit 5,77×. A: IV. Abt., II, Nr. 54. 110,26 zuerst] aus zurük 29 des Buchs] aus desselben 31 den jezigen] aus andern

Vgl. B: „Ist es wahr, daß du heute zu den H[eroldischen] gehest? MeineSchwester soll und will hinunter und ich muß sie Ehren halber begleiten.“Der Berliner: Matzdorff; vgl. zu Nr. 151 u. 167. Otto hatte an dem3. bis 6. Kapitel der Biographischen Belustigungen fast nichts auszusetzengefunden.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_166.html)