Von Jean Paul an Wilhelmine von Kropff. Hof, 16. April 1796.
Brieftext
Es kostet Sie blos 2 Seiten um einen Leser glüklich zu machen, indes
ein Autor [es] in
400 kaum vermag. H. [Ahlefeld] werd’ ich
meinen
Dank für die Gelegenheit sagen, die ich ihm halb
zuzuschreiben [?] habe,
daß ich Ihnen den jezigen bringen darf.
[Ich werde H. Ahlefeld immer
mehr
über Sie glauben als Ihnen selber:] ehe der Enthusiasmus
grosse
Schönheiten erdichtet, müssen sie schon dagewesen
sein, um ihn zu er
zeugen. Der Reiz einer
schönen weiblichen Seele ist, da die Fassung so
sehr als der
Edelstein glänzt, almächtig. Sie wirft ihre Stralen durch
eine
schöne Hülle, die wie Vasen von Volterra Alabaster den Schimmer
mildert, um ihn zu verschönern. — Möge das Schiksal im
rohen
nordischen Wetter des Lebens den weichen zarten
Blüten einer
jeden schönen Seele eine milde Sonne und eine
schirmende Decke
geben.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_290.html)