Von Jean Paul an Caroline Herder. Weimar, 28. Juni 96.

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Brieftext

Weimar d. 28 Jun. 96 [Dienstag].

Ich bin gestern, theuerste Freundin — warum wil ich Sie nicht
so nennen, da ich mir Sie so denke? — im Triumph unter einem
lautern Donner und dichtern Regen als im Lear Sonabends gemacht
wurde, in Weimar eingezogen durch den Triumphbogen eines grauen
Gewölkes. Inzwischen macht eine solche Ehrenbezeugung der Natur
ein wenig — nas. Ich sehnte mich so sehr, wie ein Sohn von Ihnen,
vom schönen Jena nach Weimar zurük. Mittags nahm H. von Knebel
H. von Oertel und mich nach Tieffurth an den Mannatisch. Vergeben
Sie, daß ich Ihnen das alles berichte: ich thu’ es, um eine Gelegenheit
zu haben, Ihnen und Ihrem geliebtesten H. Gemahl für zwei ver
gangne Einladungen mit dem erkentlichsten Herzen zu danken. Möge
jede Rose, die Sie auf den Steig eines fremden Lebens werfen, ihren
Blumensamen über den Ihrigen versäen und einen ganzen Rosengarten
nachlassen!

Jean Paul F. Richter

N. S. Fr. von Kalb gab mir die wärmsten Empfehlungen an Ihr
Haus mit

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K (nach Nr. 351): Caroline Herder [davor gestr. Osth.] i: Wahrheit5,138 (26. Juni 1796, mit Nr. 345 vereinigt). *J: Herders Nachlaß Nr. 5(24. Juni 1796). A: IV. Abt., II, Nr. 112. 218,9 über] auf K 11 Jean Paul] JeanPaul J

Das Datum von J beruht jedenfalls auf einem Lesefehler (4 und 8 sindin Jean Pauls Schrift zuweilen schwer zu unterscheiden). Knebels Tagebuch verzeichnet am 27. Juni 1796 ein gewaltiges Gewitter und Regen.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_344.html)