Von Jean Paul an Anna Amalia. Hof, 29. August 1796.
Brieftext
Für die Blumen der Freude hat der Mensch keine Blumenmonate
sondern nur Blumentage — deswegen solte er besser die Kunst studieren
die transszend[enten]
so gut aufzutroknen mit allem Farbenschmelz wie
die
botanischen. Dan wird der Tag ein verkleinertes Leben wie das
Blat ein verkleinerter Baum ist. Die
Tieff[urther] Freudenflora um
Ihr[o]
Durchlaucht hat der Blumist, der neben Ihnen herbarisierte,
noch vortreflich konserviert mit so frischen Farben im Kopf als wären
alle erst heute gebrochen. Ich weis noch recht gut, daß dieses
Tempe
wie das griechische sich in
[der] Welle spiegelt
[?] die es verdoppelt —
daß dieses Ermenonville wie das
andre sich mit dem Denkmal einer
hohen aber emporgeflognen Seele schmücket, die einer
schönern
Unsterblichkeit würdig ist als der des Namens — und ich weis
noch,
daß Sie die über uns glauben ohne sich an der kleinen
auf der Erde zu
begnügen — Und die dankbare Nachzählung dieser
glüklichen Minuten
vermehret sie alle mit
d[er]
glükl[ichsten]. Sie sind des Lesens
längerer
Dankadressen zu sehr gewohnt um nicht eine
kurze von 4 Seiten zu
vergeben.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_393.html)