Von Jean Paul an Caroline Liebmann. Hof, 23. Oktober 1796.

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Brieftext

Kopie
[ Hof, 23. Okt. 1796 ]

Sanft vertausch’ ich Sie mit Ihrem Bilde und dan noch eine Stunde
dieses mit Ihnen. Ihr Brief zeigt mir Ihr Herz durch eine durch
sichtige Brust. Mein rohes Geschlecht hält oft den todten Schleier für
das lebende Gesicht. Es giebt für mich keine Proben, nur Freuden —
o Sie müssen es sehr verwunden, eh’ Sie es verlieren. Selber [?] in der
Welt nach dem Tod [ist] die ideal[ische] nur [in] uns[erm] Geist und
Gott selbst kan das Ideal nur in, aber nicht ausser sich schaffen. — Der zu
rüktretende Strom euerer Liebe erstikte und zerrüttete euere Brust, wenn
nicht der Unendliche diesen warmen Quellen mehr als ein Ufer gäbe.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K (nachtr. nach Nr. 425): d. 23. Okt. 264,10 noch eine Stunde] kaum nach einer Stunde 13 lebende] oder lebendige 17 euerer] vielleicht einer

Die Stellung von K macht Karoline als Adressatin wahrscheinlich, obgleich man nach Nr. 444 eher an Amöne denken sollte.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_442.html)