Von Jean Paul an Friedrich Benedikt von Oertel. Hof, 17. Mai 1797.

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Brieftext

Kopie
[ Hof, 17. Mai 1797 ]

Das lauernde schnappende wedelnde Kazenvolk der Buchhändler
Judenschaft. — Die Weltleute sind gegen Menschen so gleichgültig,
daß sie nicht einmal mehr vermögen, sie zu hassen: stürzen oder ge
brauchen oder heben thun sie sie blos und weiter nichts. Menschliche
Sonderbarkeit, daß wir unsre gute und unsre schlimme Empfindung
für ein Individuum auf die Menschheit ausdehnen: zum Glük schränkt
der Wechsel die entgegengesezten Ausdehnungen unschädlich ein —
Daß die Stimme der Vernunft den Schrei des Gefühls nicht über
täubt, obwohl betäubt. — iüd[ische] Propagande. Deine Gefühle
umziehen die Objekte mit konkaven und konvexen Dunstkügelgen. —
Wenn das Geschik deine Lebens Königsstrasse so bauet und führt wie
meine: so wüst’ ich aus der Passionswoche gewis, daß mir eine Auf
erstehung und Himmelfarth bevorstände — ein Himmel unter dem
irdischen Himmel. —

Die 12 Spiegel meiner Gestalt (Kupferstiche). Das Bild ist zum
Sprechen getroffen, ausgenommen die Theile, die man zum Sprechen
braucht.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: Oertel 17. B: IV. Abt., II, Nr. 197. Der letzte Absatz ist vielleicht aus einemandern Brief (an Pfenninger?).

Oertel hatte in B geklagt, daß er von einem Bekannten um Geld betrogen worden und dadurch gegen die ganze Menschheit bitter gestimmtsei.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_613.html)