Von Jean Paul an Franz Bülau. Hof, 17. Juli 1797.
Brieftext
Ein so bescheidner Ton sezt mehr Verdienste voraus als er eingesteht.
„Nur ein Pastor“ — sagen Sie lieber „nur ein Kammerherr“. Auf
den
Landgeistlichen — auf den Stadtgeistlichen weniger —
sezt der Genius
der Menschheit oder des Jahrhunderts die
Hofnung des Ersazes für die
Schule, für die Freiheit, für das
Licht, die noch alle dem sterbenden
Jahrhundert fehlen.
Die Kanzel ist der Buchladen des Volks, wie der
Buchladen die
Kanzel der höhern Stände sein solte. Freilich ist die
Reform
der moralischen Proselyten erst durch die Reform der Heiden
und Christenbekehrer möglich. — Der bürgerliche Rang der
Ver
schleierten ist nicht so hoch wie ihr
geistiger. Möge sie vor dem Auge
des Danks den Schleier
aufheben! — Kein kränklicher Körper ist der
lezten Grube des
Menschen so nahe als ein fester gesunder.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_662.html)