Von Jean Paul an Adolf Heinrich Friedrich (ab 1808) von Schlichtegroll. Hof, 10. Oktober 1797.
Brieftext
Mit Dank für die Annahme [?] geb’ ich Ihnen
meinen Namen und
das Herz dazu. Da man Pathen nicht stärker
und nicht schwächer als
den Vater und die Mutter derselben liebt: so bin ich dem
kleinen
Himmelsbürger, der seinen ersten Leichenschleier abgelegt und dem
diese Welt
die 2te ist, recht gut und ich möchte jezt seinen guten
Eltern
mit einem Auge vol Glükwünschen in das Angesicht
sehen. Welch eine
reiche Stunde, wenn wir uns mit den Armen
erreichen und seelig
wieder finden und unsre Genien werden froh zwischen uns hin
und
her fliegen. Mögest du, kleine Herbstrose, in deinem
Leben die Weinlese
deines Geburtsmonats und die blauen stillen reichen
gemässigten
Tage desselben antreffen und wie die
Lerche über dir nie die wärmern
blühenden Morgenländer jenseits
des Todtenmeers vergessen. Eben
so sehr als Ihre Wahl freuet mich die bunte Reihe um den
Taufstein.
Das Gedächtnismahl mit Mad.
[Reichard], dem (M) das Reisen
das Herz gelassen. Eine humoristische Verbindung stiftet der
Zufal
durch die kanonische zwischen
Aut[or] und
Kunst[richter]. Mein Herz
und Kopf zählen [?]
ihn [Jacobs] zu den kritischen Titulados
oder
judic. ad quos nicht a quibus. — Er
hat meine kritischen Blätter
skelette
unter dem zu fetten Laubwerk übersehen — mein Has des
Zufals,
sogar im Metrum der Prose. Meine Philosophie und Kritik
ist 10 Jahr älter als meine Dichtkunst; der Plan als die Karnazion —
mich in die L[itteratur]
Z[eitung]
immatrikulieren — Das Geschik,
das Ihre Schmerzen segnete, mildere sie nun auch; und du,
lieber
Kleiner, wirst ohnehin gut leben so nah am Herzen vol
Liebe.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_711.html)