Von Jean Paul an Amöne Herold. Hof, März 1795.

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Brieftext

[ Hof, März 1795? ]

Sie bezahlen Dinge, die durch einen gemeinschaftlichen Genus
keinen Werth verlieren, zu gütig mit solchen, die nur einen einzigen
erlauben. Ich danke Ihnen eben so sehr als mich die Nachricht betrübte.
Eines weis ich gewis, daß O[tto] nicht kalt war sondern Ihnen nur
vorkam in einer Minute, wo Sie gerade den Grad Ihrer Wärme in
jedem Worte suchten. Thun Sie es nie, schreiben Sie nie auf der
Stelle
hart — ich habe mich allemal gefreuet, wenn ichs unterlies —
und am allerwenigsten ihm, der keinem Menschen eine harte Antwort
giebt. Kan und mus er denn nicht 100 Ursachen des Abschlagens
haben, die Sie selber billigen würden und die sich nicht auf Kälte be
ziehen? — In seine kränkliche Brust gräbt sich eine solche Eisspize zu
tief ein. Kälter nicht, aber wärmer kan er sein, nach meiner Bemerkung,
daß man den Gegenstand seiner Achtung alzeit wärmer liebt, wenn
ihm gerade andere erst gehuldigt haben. — Nehmen Sie gerade zu in
einem 2ten Billet das äusserlich zurük, was Sie schon innerlich zurük
nehmen. Schlafen Sie wol.

R.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Kunst- u. Altertümersammlung der Veste Coburg. 1 S. 4°. J: Otto 4,244× (31. Dez. 1796; vermengt mitNr. 81 u. 497). 63,22 betrübte] aus betrübt hat 26 hart] nachtr. 36f. ineinem 2ten Billet] nachtr.

Unsichere Datierung nach Nr. 81 u. 82; das Datum von J stimmt fürdiesen Brief — vielleicht nur ein Fragment — sicher nicht. 63, 30f. J setzt dafür: „In Ihre [Amönens!] kränkliche Brust graben sich alle Eisspitzen zu tief ein ...“

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_80a.html)