Von Jean Paul an Emanuel. Meiningen, 20. Juni 1801.

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Brieftext

Meiningen d. 20 Jun. 1801 .

Geliebtester Freund! Ich bin Ihnen nun mit meinem ganzen
Herzens-Zuwachse so nahe, daß es nur auf Sie ankomt, sogar die
blosse Nähe wegzunehmen. Meine Frau sehnt sich so sehr nach Ihnen
als Sie sich künftig nach ihr, wenn Sie dagewesen. Ein Paar Zeilen
meiner Geschichte holen Sie bei Otto ab. Ich bin seelig, das ist die
Hauptsumma.


Mein Bruder Samuel wil in Bayreuth Assistent bei der Polizei
geworden sein; ist das wahr und er im Bessern, so wil ich der
seinige durch die Bitte werden, daß Sie als der meinige ihm 1 Viertel
jahr lang wöchentlich 16 gr. geben. Mehr kan ich nicht; und weniger
dürft’ ich sogar.


Blos die Hofnung Ihrer Zu- und Ankunft nimt mir jedes Wort
aus der Feder, zu dem mich ohnehin die Arbeitszeit, auf deren Kosten
ich bisher gelebt, kaum kommen lässet.


Ihr schweigendes Herz bleibe meinem stummen. Nie wankt meine
Achtung und heisse Liebe. Es gehe Ihnen wohl, Vortreflicher, und
mög’ ich Sie bald am Herzen haben!


R.


Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: SBa. 3 S. 8°; auf der 4. S. Adr.: Emanuel. Vermerk Emanuelsauf H: Am 29ten Juny beantw. K: Eman. 22 [aus 20] Jun. J: Denkw.1,96×. A: IV. Abt., IV, Nr. 154. 79, 10f. der seinige] aus seiner H

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_148.html)