Von Jean Paul an Amöne Otto. Meiningen, 29. Juni 1801.

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Brieftext

Meiningen d. 29. Jun. 1801.

Meine gute Amöne! Ich möchte diese Anrede nach einer langen
Unsichtbarkeit freilich lieber sagen als schreiben. Wir haben uns alle
äusserlich so sehr verändert — und wir schliessen ordentlich daraus, daß
wir uns zwar innerlich auch verändert haben, aber so ungemein zu
unserem Vortheil. Lezteres wil ich nicht von mir behaupten, weil man
keine Nothwendigkeit dazu finden könte.


Ernsthaft! Ich sehne mich innig, Sie in Ihrem neuen Leben zu
finden oder Ihnen unseres zu zeigen oder was noch besser ist, Ihnen
stat meiner das freundlichste Wesen vorzuführen. Schreiben Sie mir,
ob Sie schreiben und wohin und recht viel von den Fatis unter Ihrem
Dachstuhl.


Find’ ich Sie wieder oder Sie mich, gute nicht vergessene Amöne,
so werd’ ich mit recht herzlicher Wärme Ihr Herz für meines suchen.
Möge das Schiksal Sie so lieben und beglücken wie Ihr Geliebter! —

R.

Die innigsten Grüsse von meiner Caroline an Sie und O.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Kunst- u. Altertümersammlung der Veste Coburg. 4 S. 16°. K: Amöne — 83,13 Meiningen] aus Berlin H 18 weil] davor gestr. da überhaupt H 23 und wohin] nachtr. H

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_155.html)