Von Jean Paul an Auguste Sophie Henriette von Schlabrendorff. Meiningen, 10. August 1801.
Brieftext
Liebe! Haushaltung geht voran, weil man den ganzen Tag gar
nicht aus ihr herauskomt. Ich habe sieben Bitten: 1) daß Sie meinen
Matin bei dem Bedienten Händrichs —
2) und eine Glasbouteille
und 3) einen Stok bei dem Kämmerier fodern lassen, um es auf
Ihren
Wagen zu werfen 4) und daß Sie gütig dem Kämmerier, der
meinen
Mantelsak dem nächsten Pferde oder Menschenrücken
aufpacken sol,
seine Zimmermiethe, die ich ihm heute nicht unter
das Dekbette
schieben wolte, auf dasselbe legen lassen,
und 5) dem Kelner eine
Wenigkeit abreichen und 6) daß Sie zwei
Briefe von Caroline an
mich, die mich dort wahrscheinlich suchen, in Ihre Tasche
stecken und
7. daß Sie so viele Bitten vergeben.
Jezt am Schreibetisch fassen mich auf einmal die unsichtbaren
Ketten der Musen wieder an, die mich auf keinen Berg
hinauflassen
als auf den Musenberg; so gern ich auch den himlischen Himmel
und
die erhabene Liebensteiner Erde neben Ihnen und den zwei
schönen
und leidenden Schwestern-Augenpaaren geniessen möchte, die
ich
recht warm grüsse.
Meine Caroline grüsset und wünschet Sie herzlich. Unser
Wieder
sehen war unsere zweite Kopulazion.
Bleiben Sie froh unter den
Guten, so wie Sie gut bleiben unter
den Frohen! —
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_175.html)