Von Jean Paul an Johann Gottlieb Richter. Bayreuth, 4. September 1801.
Brieftext
Liebster Bruder! Mein ganzer hiesiger Freuden Plan ist mir durch
eine siebentägige Krankheit meiner Frau zerrissen worden,
zumal da
sie sonst nie krank war. Stat schöner Gegenden wurden
Mixturen
genossen. Eine verdamte Zeit! — Caroline hatte sich so sehr nach dir
und deiner Frau gesehnet; wir wären zu dir auf einige Stunden ge
fahren und seelig gewesen.
Begehre keine Unmöglichkeit; ich mus zurükeilen und froh sein,
wenn meine Frau eine zweitägige Heimreise aushält. — Ich as bei
Schukman, heute besuch ich ihn wieder und dan werd’ ich über
dich
sprechen und dich zu einer zweiten Rendanten-Stelle in einer
Stadt
empfehlen. — Du must nur bis zu meiner zweiten
Herreise Geduld
haben; aber nicht so närrische Dinge von
Verachtung träumen. Ich
wäre ja verächtlich, wenn ich
verachtete. — Ich bitte deine vortref
liche Frau recht sehr um Verzeihung meiner Unsichtbarkeit.
Ich hätte
sie so gerne gesehen und mit meiner bekant gemacht. Lebt
recht wohl!
Grüsse sie recht!
Heut sprach ich mit Schukman. Er sagt — und wie Otto
mir
sagt, thut man es überal — daß du recht gut und klug und
treu dein
Amt versiehest. Jezt eben schreib’ ich
wieder an ihn, um dich und
Samuel besonders zu empfehlen.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_185.html)