Von Jean Paul an August Leopold Emil. Meiningen, 20. November 1801.

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Brieftext

Kopie
[ Meiningen, 20. Nov. 1801 ]

Vorgestern erhielt ich ein Geschenk, das mich zu einer Bitte nöthigt,
deren Erfüllung das zweite ist. Youngs Nachtgedanken, die ich mit
meinen eignen vermehrte, um vergeblich zu errathen, welcher reichen
Hand in der Wolke ich die Gabe verdanke. Wenn Sie, wie ich ver
muthen kan, die Youngische Verklärung durch Blake — hier der
englische Titel [ The Complaint, and the Consolation; or Night
Thoughts, by Edward Young, London
1797] — vielleicht gesehen:
so finden Sie meinen Wunsch zu danken gewis gerecht und den Weg
dazu verzeihlich. — Die metall[ische] und künstl[erische] Kostbarkeit —
die Liebe gegen meine litterarischen Wasserschöslinge — seine schöne
Schmeichelei meines Geschmaks — und der Ort der Aufgabe auf die
Post (es ist Gotha, wie ich höre) lassen mich errathen, daß Sie gewis
diesen Geber näher kennen als ich. Darf ich an Sie, da Sie seine
Nachsicht vielleicht nicht ganz misbilligen, die Bitte wagen, Ihrem
Freunde meinen Dank zu übergeben und so der chargé d’affaires
meines Herzens zu werden? Sie werden diese Kühnheit mit meinem
Vertrauen und mit meiner Sehnsucht entschuldigen und ich verlasse
mich auf die Fürsprache Ihres gleichges[inten] Freundes.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: Erbprinz v. Gotha 20 Nov. i: Wahrheit 6,226×. 117,9 reichen] nachtr. 12 englische] nachtr.; für den Titel ist in K eine Lücke offengelassen 13 vielleicht] davor gestr. kennen

Einen Teil seiner Korrespondenz mit dem extravaganten Erbprinzen,späteren Herzog Emil August von Sachsen-Gotha (1772—1822) hatJean Paul selber 1805 im „Freiheitsbüchlein“ veröffentlicht (I. Abt.,XII, 7—19). Die Originale von Jean Pauls Briefen haben sich großenteilsim Gothaischen Haus- u. Staatsarchiv erhalten (aber nicht dieser erste).Von den Briefen des Herzogs sind einige in Berlin (aber nicht JP) undanderwärts vorhanden. — Vgl. 118, 34ff. (danach wäre der Brief erst am21. Nov. geschrieben). Der Erbprinz machte gern luxuriöse Geschenke.Jean Paul erwähnt die Ausgabe in der Vorschule der Ästhetik, § 79(I. Abt., XI, 269, 12–16 ).

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_211.html)