Von Jean Paul an Johann Gottlieb Richter. Meiningen, 30. März 1802.
Brieftext
Es wäre mir lieb gewesen, Brüderlein, wenn du zu mir gesagt
hättest: Habe Dank; und es wäre schiklich 〈nothwendig〉
gewesen,
wenn du an Emanuel
geschrieben hättest: empfangen. Mein Todes
Engel, Samuel war hier, ich lies ihn nicht vor mich. Nun mehr hat
er von mir nichts mehr zu erwarten. Er kan nur besser werden
durch
gänzliche Hülflosigkeit. Du wirst ein Helfer an
seinem moralischen
und bürgerlichen Versinken, daß du ihm nach
allen seinen Unthaten
alzeit wieder die Freistätte deines
Hauses öfnest. Es ist durchaus deine
Pflicht, ihm das
Haus zu verschliessen. Warum wird er bei seinen
Talenten kein
Schauspieler? Schon ein mittelmässiger hat jährlich
über 400,
600 fl. einzunehmen. Schreibe ihm. — Nicht einen Heller
geb
ich weder ihm mehr noch einem, der für ihn etwas ausgelegt. —
Schreibe mir bald und recht viel Neuigkeiten aus deinem Hause.
Bekomm’ ich keine Kinder: so must du mir und meiner Frau
einen
von deinen schönen Genien 〈Engeln〉 leihen zum Erziehen; in 1
Jahre
hast du die Lücke wieder gefült. Grüsse meine vortrefliche
Frau
Schwägerin. Lebe wohl, unhöflicher Herr Bruder!
Auch wars deine Pflicht, mir den Aufenthalt Samuels zu
melden.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_258.html)