Von Jean Paul an Paul Emile Thieriot. Meiningen, 17. Juni 1802.
Brieftext
Auch uns gab das kurze Stuben- und Kutschenleben und das Zurük
gehen, das immer zwei Schritte auf einmal machte, eine
heldunkle
Stunde. — Nach Leipzig
kommen wir nicht — der Wal von Mis
verständnissen und Willenslosigkeiten
wurde nicht von uns erstiegen —
der Vater ist jezt in
Dresden mit den Töchtern auf 4 Tage und alles
vorbei. Mir würd’ es sehr lieb sein, wenn es meiner C. nicht zu unlieb
wäre. In künftiger Woche geh ich nach Weimar auf eine; im Herbst
bereis’ ich vermuthlich meine Kindheits-Spielpläze und
Spielstädte.
Zur Strafe, daß Sie einen Brief begehren, folgt hier eine Bitte um
Lesebücher, die Sie mir — alle oder wie viel und coute qui [!] coute
von Bücherverleihern — blos auf 14
Tage mit der Post zusenden
sollen nebst Lesepreis: Md. Bernard Reise durch England und Por
tugal — Sitten der Zeit in Karikatur —
Küchelbeckers Leben auf
Schulen — Bouterweks Epochen der Vernunft — die 4
Jahrszeiten
von Hausius — Schüzens hamburgisches Taschenbuch —
Litterar.
Novitäten Blat — Über die Posteriora und Priora — Maler
Müllers
Erzählungen — Reise ins Paulinerkloster in Scheerau —
Gallerie
altdeutscher Trachten — Das 2. 3te
Stük von Schelling und Hegel.
Nach keinem Ausgang einer Revoluzion war ich so begierig als
nach dem, womit Sie sich nach Ihrer pariser mir wieder
präsentieren
werden — etwas Ungedenklicheres giebts nicht, Gott gebe
auch, nichts
Unverbesserlicheres. Fare
well! Apropos. Zu einem langen schreibe
tafel- oder Antworts-fähigen Brief foder’ ich 4 grosse volle □ Seiten;
jede leere schiebt den
Posttag hinaus. Dasmal ist Antwort Güte —
und Noth, wegen
obiger Bücher.
Das passive und aktive Andenken guter Menschen sei mit Ihnen!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_283.html)