Von Jean Paul an Caroline Richter. Weimar, 31. Januar 1803.
Brieftext
Liebstes Wesen! Schon wieder schreib’ ich. Hier in der guten
Künhold Stube wohn’ ich mit ihr und ihrem Manne — gerade
die
worin wir das vorigemal waren — zusammen. Herders boten mir
ihre an, aber zu spät. Ich lebe froh bei Herders, die unendlich froh
bei meiner Erscheinung —
die so aus dem Schnee heraus wuchs als
ein Schneeblümgen —
auffuhren. Hier stehen Feste nach Festen auf.
Und doch
da das hiesige Bier mir meines nicht ersezt und ich mich
zu
dir und allem zu sehr sehne: so könt’ es wohl sein, daß ich
nicht mit
nach Rudolstadt gienge,
sondern Sontags oder Montags an deinem
Hals ankäme. Zum Glük ist die Kälte klein. Ich bringe dir
viele Grüsse
mit und ein neues Leben und Lieben. Wie mag es
mit euch beiden
Guten stehen? Ich schreibe dies abends
vor [der] Redoute,
wor[ein]
ich gehe. Was wirst du eben jezt thun, du meine Liebe? Pflege
dich
und wär’ es nur, um wahr gegen die Hofnungen zu sein,
die du mir
gemacht. Gute Nacht, Liebe! Grüsse unsere Freunde
und Freun
dinnen.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_343.html)