Von Jean Paul an Caroline Richter. Coburg, Weihnachten 1803.
Brieftext
Vergieb mir die Unschiklichkeit des Geldes, da es Sache sein solte.
Aber ich hatte niemand — und deine Schwester wolt’ ich um
Rath
fragen und es kam zu nichts. Jezt in der kurzen Minute, da du
Gläser
zum Puntsch holest, schreib’ ich. Verzeih; aber
brauch’ es wie Sache;
das heisset, (und achte die
heilige Bitte und Bedingung) daß
du
davon blos für dich, nie für mich und
die Kinder kaufest. Diese
Zeile schreib’ ich, indem du Rak holst — —
Ich komme von Emma herauf und schreibe im braunen Rok.
Ich
nahm ähnliches Papier, um dein Auge nicht zu reizen. So sei
mir gut,
mein Herz, so lang ich lebe wie ich dir.
Glaube mir, was ich zuweilen
an dir tadle, bist nicht du und
ist nicht mein Ich, sondern was uns beide
für unsere Kinder
unter den Druk der schweren Erde legt. — Bei dem
Almächtigen, ich habe dir nie das Übermaas, nicht das Maas
meiner Liebe gesagt, obwohl beides des Tadels. — Bedenk
immer,
daß du hast, was nur angeboren wird, und daß ich nur
vermisse, was
sich erwerben lässet. — Und so glaube an mich,
Frau und Mutter,
du doppelt-Gekrönte!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_434.html)