Von Jean Paul an Christian Otto. Coburg, 28. Juni 1803.
Brieftext
Es ist weiter nichts als daß ich auch einmal wieder auf Reisen
möchte und zwar nach Bayreuth und Wonsiedel. Schreibe mir daher,
wenn Emanuel zu Hause sein wird; denn
ich vermuthe aus seinem
Schweigen auf mein Coburger
Blätgen, daß er auch fliegt. In
Bayreuth bleib ich höchstens 3½ Tage. Aber dan könten wir alle
gemeinschaftlich die grosse Reise machen; eine frohere solt’
es nicht
gegeben haben.
In einem halben Jahre hast du mir 1 mal geschrieben.
Über den Titan schreib’ etwas.
Meine Menschen-Verhältnisse sind hier die lieblichsten, nur zu lang
für die Feder. Ortlof aus Erlang, als Polizeidirektor, ein
unendlich
gelehrter und doch philosophisch-poetischer Kopf und
Schlegelit,
umsessen von der herlichsten Bibliothek. — Am meisten ehr’ ich,
acht ich den — Kretschman, der mir
die wichtigsten Papiere vor
gelesen und der alle seine Briefe von und
an [den] Herzog und sein
ganzes System und alle Dokumente etc. in 150 Bogen in 3
Monaten
drucken lässet, zu dessen Ausarbeitung ich ihn
immer mehr anfeuere. —
Ich bin mitten im Arbeiten und habe
keine Zeit zu seiner Schilderung.
— Bei ihm köntest du,
da ich mit ihm wie mit dir reden kan, leicht ein
Amt wählen,
da er gerade Gelehrte zuerst in stark pensionierte Ämter
stelt. — Leb wohl! Schreibe gleich.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_384.html)