Von Jean Paul an Christian Otto. Coburg, 19. Juni 1804.
Brieftext
Du darfst diesen für keinen BriefZur Entschädigung send’
ich dir fremde Briefe, wovon mich der der
Krüdner schmerzt.
halten, nicht so wohl weil du
mir einen schuldig bist,
als weil er nichts ist als theils ein Couvert
theils
eine Echo-Antwort an den wahrscheinlich abgereisten Emanuel.
Diesem hab’ ich nämlich zu sagen, daß ich am 1. August — wo
nach
der alten Sage der Teufel vom Himmel fiel —, ja nach
Errathen des
Wetters noch früher das Quartier beziehe, das er
leider noch nicht für
mich machen können. Es wäre ja ein
entsetzlicher Streich, wenn er
keines fände oder kein
herrlichstes. In der Noth muß Geld durch
schlagen.
Meine Kalb ist mit ihrer Tochter nach Berlin. Es gehe der schönen,
schuldlosen, durchdringenden,
genial[ischen] Seele wohl! Das
Handeln
abgerechnet, übertrift sie jedes Weib. — Die Berlepsch ist hier;
meine C. zieht dieser jene
vor und mit Recht von Seiten der Genialität;
aber C. wird von ihr wie von allen
Weibern schön aufgefaßt. —
Einen Arnim aus Culmbach, der dich und A[möne]
sehr kennt und
liebt, sprach ich diesen Morgen mit Vergnügen auf meinem
Thabors
Berg.bei dem 2ten Perioden darauf
unterbrach er mich selber.
— Wer Zähne hat, knirschet sie — damit beissen wäre freilich
besser — sobald er kaiserliche Majestät in Gallien hört. Doch
hass’ ich
Bon[aparte]
nicht so sehr als ich die Franzosen verachte; und Göthe
war weitsichtiger als die \nicefrac{2}{2} Welt, da er schon den Anfang der Revolu
zion so verachtete als wir das Ende.
Die Aesthetik wird 40 Bogen stark; ich bin mit ihr zufrieden; aber
sie ist fast leichter zu befolgen als aufzustellen.
Lebe wohl! Les’ ich oder hör’ ich deine Antwort? — Frage Amöne,
ob sie einen Gruß von mir begehrt. Sagt sie ja: so
sage: da! —
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_477.html)