Von Jean Paul an Caroline Herder. Coburg, 10. August 1804.
Brieftext
Theuere Freundin! Wir haben uns lange nicht gesehen oder gehört.
Hier schick’ ich Ihnen mit dem Kasten Bücher — den ich an
Ihren H.
Sohn den D. geschickt — die
Briefe des Verewigten. Einige Billette
über die Metakritik und der lange und ungemein liebliche und
heitere,
den er mir über meinen Titan
schrieb, gehören der Welt so sehr an als
uns. Lassen Sie aber jeden ohne die
geringste Auslassung und
mit allen persönlichen Beziehungen auf meine Individualität, wo
durch allein ein Brief einer wird, abdrucken; ich bin nicht
kleinstädtisch
scheu. Die zweite Bitte,
die ich heilig als Freund ans Herz der Freundin
bringe, ist die
um die vollständigste Zurückgabe dieser seiner
Reliquien, des Saums des Mantels, den der Prophet zurückwarf,
da
er gen Himmel ging. In der Michaelis Messe
erscheint meine Aesthetik,
die ich mit einem Kapitel über ihn unter der Aufreissung aller
meiner
Schmerzen beschloß. Ich werde sie Ihnen schicken.
In dieser Woche zieh’ ich nach Bayreuth. Gewiß werden Sie
einmal
mit Ihrer Luise Ihren H. Sohn in
Bayern und also dann auch mich
auf dem Durchgange besuchen. Ich sehne mich nach Ihrem
Anblicke.
Meine Frau und Kinder sind gesund. Wir grüßen Sie und Ihre lieb
liche Tochter. Es geh’ Ihnen wol und Ihr
Auge werde heller!
J. P. F. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_495.html)