Von Jean Paul an Caroline Richter. Berlin, 16. Januar 1801.
Brieftext
Mein gutes Herz! Gestern wurd’ ich von Md. Bernhard,
deren
Verwandte angekommen, auf der Geisterinsel (im Theater)
aus
geschift, wo die Töne mich immer zu deiner
Seele wieder führten.
Ich war ordentlich froh, da es 8 Uhr war,
weil ich dan das Ende
deines Wartens gewis wuste. Eben jezt kam
die russische Gesandtin
mit 2 andern Damen zu mir und drang mir ein Logenbillet für
die
heutige „Maria Stuart“ auf.da sie bei ihren Visitten-Martern sonst blos eine Loge zur
Visittenstube fürmich machen kan. Ich kont’ es ihrer Liebe
um so weniger
abschlagen, da ich ohnehin nach der Janitscharenmusik weniger
frage.
Entschuldige mich bei unserem philosophischen Vater,
der für sein
Geschenk 100 Hände findet und dem ich für sein wiederholtes
bei der
Reichard[schen] Oper desto inniger
danken werde. Ich hoffe, der Vater
vergiebt, was der Geheime Rath strafen müste. — Und du,
liebe
Seele? — Werd’ ich nicht von ihr zum Souper geladen (wie gar nicht
wahrscheinlich ist) so komm’ ich noch spät zu dir, zu der sich schon seit
gestern meine ganze Seele sehnte. Sei froh, mein Herz und
Alles!
N. S. Das Buch ist für den Vater.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_71.html)