Von Jean Paul an Johann Adam Lorenz von Oerthel. Hof, Ende 1785 oder 1786.
Brieftext
Lieber Oerthel,
Das Reisen nüzet viel und ist für den Geist, dessen unaufhörlich
sizende Lebensart — denn er durchliefe gern einen Raum, aber er
hat
es noch nicht einmal so weit gebracht, daß er einen
einnähme — uns
allen wol bekant ist, eine schöne Art von
Mozion: lieber Himmel, wie
viel würden wir beide, ich und du,
nicht darum geben, wenn unsere
Seele nicht im Kopfe sässe,
sondern in unserer Erde als eine Art von
Weltseele? In
ieder Stunde könten wir über 1000 Poststazionen
fahren und am
Neuiahrsh. Abend viel klüger zurükkommen; welchen
Vortheil
iezt blos die Seele in unserer Erde allein geniesset. Indessen
machest du doch die stete Bewegung der Weltseele, die iedes Jahr die
grosse Tour durch unser Planetensystem macht, gut genug nach
und
reitest von Zeit zu Zeit herein. Allein denke doch
ia nicht, daß du damit
schon sehr viel gethan; denn der
Erdboden ist gar gros und eine Meile
ist darauf soviel wie
nichts
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_137.html)