Von Jean Paul an Christian Otto. Töpen bei Hof, 10. Januar 1787.
Brieftext
Wenn du von deiner Reise nach dem goldnen Vliesse zurük bist:
so mach’ eine nach Töpen und erzähle mir beide. Maitre des
plaisirs
et de langue.... Die Stadtneuigkeiten werden mir durch
Dorf
neuigkeiten schlecht ersezt. Der
wichtigern — ich meine solche, die ieden
vernünftigen Man in
Bewegung sezen — giebts nur einige. — Hoch
zeit: den [9.?]
kopulirte man, tanzte man, blies man und schläft man:
heute
abend reden wir alle mit wahrer Lust davon. Allein der Bräutigam
macht sich nichts daraus sondern sezt sich hin und sagt: wenn
Adam, der
noch unschuldiger war als ein Kind, aus dem Paradiese in 32
Jahren,
nach Rivinus in 3 Wochen muste: wie viel
[eher] ich, der ich so viele
Sünden habe... Und so spielen wir alle unsre Haupt- und
Staats
akzion bald auf dem Nazional-
bald [auf dem] Familientheater und
machen uns falsche Wunden und Bäuche und halten das Vogelnest,
worin wir wachsen, für ein indianisches.... Briefzehend.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_190.html)